In unserer Gesellschaft gilt das Nasebohren und -essen als unangenehm, unhygienisch und peinlich. Bereits im Kindesalter lernen Kinder, dass Popel „eklig“ sind. Doch ein kanadischer Wissenschaftler stellt diese Sichtweise nun komplett in Frage – und sorgt mit seinen Aussagen für Aufsehen: Popel essen könnte sogar gesund sein.
Der Wissenschaftler hinter der Behauptung
Der Mikrobiologe Dr. Scott Napper von der University of Saskatchewan in Kanada hat eine These aufgestellt, die für viele absurd klingt: Das Essen von Nasenschleim sei gut für das Immunsystem. Popel enthalten nämlich verschiedene Bakterien, die – wenn sie oral aufgenommen werden – das Immunsystem trainieren könnten.
Was steckt hinter der Theorie?
Laut Dr. Napper sieht in Nasenschleim eine Art natürlichen Impfstoff: Durch die Aufnahme unserer eigenen Bakterien könnte unser Immunsystem lernen, besser auf sie zu reagieren. Der Körper werde dadurch robuster gegen Krankheitserreger, so die These.
Er argumentiert weiter:
„Es ergibt biologisch Sinn, dass der Körper nach einer Möglichkeit sucht, Krankheitserreger auf sichere Weise zu erkennen. Nasenschleim bietet genau das – eine kontrollierte Dosis.“
Was ist eigentlich in Popeln drin?
Popel bestehen zum größten Teil aus:
- Wasser
- Proteinen
- Enzymen wie Lysozym (bekannt für antibakterielle Wirkung)
- Staub, Pollen, Partikeln und Mikroben
Die Hauptaufgabe des Nasenschleims ist es, die Atemwege zu reinigen und Fremdkörper abzufangen, bevor sie in die Lunge gelangen. Das, was wir später als “Popel” herausziehen, ist also ein Konzentrat aus dem, was unser Körper abwehren möchte.
Was sagen andere Wissenschaftler dazu?
Die These von Dr. Napper ist umstritten. Einige Mediziner halten sie für interessant, andere wiederum für unbelegt. Zwar gibt es keine eindeutigen Studien, die das Essen von Popeln als gesundheitsfördernd beweisen, aber auch keine, die es als direkt schädlich einstufen.
Einige immunologische Studien unterstützen jedoch die allgemeine Idee, dass der Kontakt mit Mikroben das Immunsystem stimulieren kann – Stichwort: Hygienehypothese.
Warum finden wir Popel trotzdem eklig?
Das Gefühl des Ekels hat eine klare Funktion: Es soll uns vor Krankheitserregern und potenziellen Infektionsquellen schützen. Dass Popel eklig erscheinen, ist also evolutionär sinnvoll – obwohl der tatsächliche Nutzen umstritten ist.
Auch soziale Normen spielen eine Rolle. In westlichen Kulturen gilt das Nasebohren als Tabu, während es in manchen Teilen der Welt als normal oder zumindest weniger schändlich angesehen wird.
Fazit: Ekel oder Evolution – oder doch Medizin?
Ob Popel essen nun tatsächlich gesund ist, bleibt wissenschaftlich nicht eindeutig bewiesen. Dennoch wirft die These von Dr. Napper ein spannendes Licht auf unseren Umgang mit dem eigenen Körper. Vielleicht sind Popel nicht so „eklig“, wie wir immer dachten – sie könnten ein unterschätzter Teil unseres Immunsystems sein.